Viele werdende Mütter machen sich Sorgen, ob sie getrocknete Tomaten verzehren dürfen. Das belegen entsprechende Fragen in Onlineforen. Der Grund für die Besorgnis liegt in der plötzlichen Erkenntnis, dass Nachtschattengewächse giftiges Solanin enthalten. Dieses könnte bei getrockneten Tomaten in konzentrierterer Form vorliegen.
Einige schwangere Frauen entwickeln unerklärliche Gelüste. Möglicherweise sind getrocknete Tomaten eine davon. Oft entwickeln schwangere Frauen auch nur ein stärkeres Bewusstsein dafür, was dem Ungeborenen schaden könnte. Im Fall frischer oder getrockneter Tomaten gilt die Grundregel: Nur die (Über-)Dosis macht das Gift. Gynäkologen sehen generell kein Grund, schwangeren Frau den Genuss getrockneter Tomaten zu untersagen. Man sollte sie allerdings auch nicht in übertriebenen Mengen verzehren.
Getrocknete Tomaten in der Schwangerschaft: Was lässt sie bedenklich erscheinen?
Tomaten sind Nachtschattengewächse. Diese Pflanzenfamilie ist weltweit verbreitet. Sie umfasst insgesamt etwa 2.300 verschiedene Arten Aus biologischer Sicht sind Tomaten Beerenfrüchte. Diese stammen ursprünglich aus Südamerika. Typisch für Nachtschattengewächse ist ein gewisser Gehalt an giftigen Alkaloiden. Dabei handelt es sich um organische Pflanzenstoffe, die schon in geringen Mengen als giftig gelten. Alkaloide gehören zu den Stoffwechsel- bzw. Ausscheidungsprodukte von Nachtschattengewächsen. Sie werden ausgeschieden, um Fressfeinde abzuhalten.
Da Tomaten zu den Lieblingsgemüsen der meisten Menschen gehören, ist ihr Verzehr auch in größeren Mengen ungefährlich. Pharmazeuten prägten einst den Spruch, dass die Dosis ein Gift ausmache. Im Fall von Tomaten müsste jemand aber mehr als 2,5 Kilogramm unreife – also noch grüne – Tomaten täglich verzehren, um eine Vergiftung zu erleiden. Somit können schwangere Frauen beruhigt reife Tomaten essen – und zwar in jeder Form. Die geringe Konzentration der giftigen Alkaloide ist bei normalen Verzehrmengen an Tomaten zu vernachlässigen.
Welche Giftstoffe sind in Tomaten enthalten?
Wir haben es bei dieser Beerenfrucht aus dem Bereich der Nachtschattengewächse mit geringen Mengen Blausäure und dem Alkaloid Solanin zu tun. Solanin ist auch als „Tomatidin“ bekannt. Dieser Stoff ist wasserlöslich und bitter. Sein Vorhandensein und die Menge an Solanin hängen von mehreren Faktoren ab. Dazu gehören die Tomatensorte, deren Reifegrad, die Wachstumsbedingungen, unter denen die Tomaten reiften und die Lagerung. Außerdem können Tomaten mit Cadmium belastet sein. Dieses Schwermetall wird über die Luft, aber auch durch Kompostgaben, phosphathaltige Düngemittel oder Kalk aufgenommen.
Der geringe Lektin-Gehalt in Tomaten kann vernachlässigt werden. Lektine können die Aufnahme wichtiger Nährstoffe verhindern. Sie werden aber beim Kochen zerstört. Jemand, der eine Autoimmunerkrankung oder eine Darmerkrankung hat, sollte besser auf größere Mengen an Tomaten verzichten.
Was bedeuten diese Toxine für Schwangere?
Die Empfehlungen der „Deutschen Gesellschaft für Ernährung“ (DGE) empfiehlt Frauen in der Schwangerschaft eine ausgewogene und – trotz aller ungewöhnlichen Gelüste – ausreichend abwechslungsreiche Ernährungsweise. So erhält auch das Ungeborene alle Nährstoffe, die es benötigt. Um die Toxinbelastung für das Ungeborene so gering wie möglich zu halten, sind jedoch Bio-Gemüse und Obst aus ökologischem Anbau empfehlenswert. Auch auf belastete Fischsorten und Fleisch aus Massentierhaltung sollte nach Möglichkeit ganz verzichtet werden. Auch hier ist Bio die bessere Wahl. Der Hauptteil der Nahrung sollte pflanzlicher Natur sein.
Reife Tomaten sind wegen ihres Geschmacks sehr beliebt. Sie enthalten neben 95 Prozent Wasser und Lycopin auch Fruchtsäuren, Folsäure, Vitamin C, Vitamin A und 11 weitere Vitamine, außerdem 17 Mineralstoffe – unter anderem Kalium und Magnesium. In der Schwangerschaft sind zwei bis drei Tomaten täglich empfehlenswert. Sie enthalten nämlich wichtige Schutzstoffe. Von diesen profitiert die werdende Mutter genauso wie ihr ungeborenes Kind.
Neben Lycopin ist das Beta-Karotin besonders interessant. Es wirkt unter anderem als natürliches Sonnenschutzmittel. Ein hoher Obst und Gemüseanteil in der Nahrung verhindert zudem Verstopfung. Darunter leiden Schwangere gehäuft, wenn sie zunehmend bewegungsunfähiger werden und zudem zu wenig trinken. Tomaten sind außerdem gut für das Immunsystem. Sie helfen gegen Ödeme und verlangsamen die Hautalterung durch Freie Radikale. Die schöne Haut schwangerer Frauen ist sprichwörtlich. Dass Tomaten auch die Leistungsfähigkeit der Lunge verbessern können, macht sich durch weniger Kurzatmigkeit bemerkbar. Darunter leiden schwangere Frauen im fortgeschrittenen Stadium der Schwangerschaft häufiger.
Getrocknete Tomaten in der Schwangerschaft: Die Vor- und Nachteile im Überblick
Der Solanin-Gehalt einer Tomate hängt von deren Reifegrad ab. Je reifer und frischer die Tomate verzehrt wird, desto geringer ist der Gehalt an giftigem Solanin. Nicht nur schwangere Frauen sollten bei reifen Tomaten alle grünlichen Stellen herausschneiden. In diesen ist das Solanin enthalten. Wichtig ist die Erkenntnis, dass gekochte Tomaten einen höheren Gehalt an Lycopin haben. Da Lycopin fettlöslich ist, sollten Tomaten mit Olivenöl zubereitet werden. Es kann dadurch besser aufgenommen werden. Gegen getrockneten Tomaten, die in Öl schwimmen und in einem Glas verpackt verkauft werden, bestehen grundsätzlich keine Bedenken.
Schwangere Frauen können getrocknete Tomaten über Pasta geben oder auf einer Pizza verzehren, ohne dass sie Angst um das Kind haben müssen. Getrocknete Tomaten sind aber auch in Form von „Pesto Rosso“ erhältlich. Auch hier sehen Frauenärzte durch den Verzehr eigentlich keine Gefahr für das Ungeborene. Bei einem Pesto werden die getrockneten Tomaten allerdings nicht vorher gekocht. Pesto aus getrockneten Tomaten enthält neben Salz zum Trocknen der Tomaten nur Speiseöl. Bedenken müssten bestenfalls geäußert werden, wenn jemand ein Pfund getrocknete Tomaten lose auf einem Basar erworben hätte. Hier könnte man nicht sicher sein, dass alles hygienisch zuging.
Möglicherweise sind diese getrockneten Tomaten stärker belastet. Den Verzehr solcher getrockneter Tomaten sollten schwangere Frauen daher zu ihrer eigenen Sicherheit unterlassen. Es könnten Aflatoxine – also Schimmelsporen – enthalten sein. Auch bei frischen Tomaten sollte erkennbarer Schimmelbefall eine schwangere Frau dazu veranlassen, die Tomate wegzuwerfen. Der Schimmel hat sich bereits unsichtbar in der gesamten Frucht ausgebreitet. Unabhängig von der sorgfältigen Entfernung grüner Stellen und erkennbarem Schimmelbefall kann der Genuss von Tomaten in jeder Form empfohlen werden.
Getrocknete Tomaten stellen – wenn sie aus dem fest verschlossenen Glas eines bekannten Herstellers stammen – keine Gefahr für das Ungeborene oder die werdende Mutter dar. Produkte aus der Tüte sind nur dann kritisch zu sehen, wenn sie lose gekaufte Basar-Mitbringsel sind.