Teletubbies verboten: Warum wurde die Sendung abgesetzt?

Teletubbies verboten
Olesia Bilkei/shutterstock.com

„Teletubbies“ ist der Titel einer im Auftrag der BBC produzierten Kinder-Fernsehserie. In Deutschland erfolgte die Ausstrahlung ab 1999 über den Fernsehsender „KiKA“. Hauptdarsteller der Serie sind die vier Figuren Tinky-Winky, Dipsy, Laa-Laa und Po, die optisch an Außerirdische erinnern. Sie können über eine Antenne Filme von Kindern empfangen, die dann über den Bildschirm, die sie auf dem Bauch aufgemalt haben, gezeigt werden.

Der Begriff „tubby“ kommt übrigens aus dem Englischen und bedeutet übersetzt so viel wie „rundlich“ oder „dick“. Und so sehen die plüschigen Figuren auch aus. Die Teletubbies leben in einer Wiesenlandschaft, deren Mittelpunkt das futuristische Haus der Figuren bildet. Dort treffen sie sich und spielen gemeinsam, singen, kochen, kuscheln und schlafen.

Verbotene Teletubbies: Was ist das besondere an der Serie?

Mit der Serie hat sich das Fernsehen eine neue Zielgruppe erschlossen: Babys und Kleinkinder bis fünf Jahre. Die Serie wurde speziell für diese jüngsten Zuschauer konzipiert. Sie ist so angelegt, dass jede Sendung für sich alleine steht. Das heißt, es braucht kein Vorwissen und Geschichten werden auch nicht fortgeführt. Die gezeigten Aktivitäten erscheinen Erwachsenen eher trivial, sollen aber dem Alltag von Kleinkindern entspringen. Durch so etwas wie den Staubsauger, der Augen hat und sprechen kann, sollen Kinder zum Staunen gebracht werden.

Jede Geschichte wird innerhalb der Sendung nach dem berühmten Satz „Nomal, nomal!“ noch einmal wiederholt. Dies soll laut den Entwicklern die Erinnerung der Kinder und die Verarbeitung der Geschichte unterstützen. Die Serie bedient sich wiederkehrender, gut verstehbarer Bilder. Zum Beispiel geht eine Sonne unter, die mit dem Bild eines lachenden Babys versehen ist. Dies kündigt das Ende der Sendung an. Die Teletubbies verabschieden sich und begeben sich in ihr Haus. Die Sprache ist durchwegs sehr einfach gewählt und entspricht mit ihren Verniedlichungen dem Niveau sehr kleiner Kinder. So wird etwa „Winke-winke“ zur Verabschiedung benutzt.

Kinder Fernseher
Liderina/shutterstock.com

Warum ist die Serie in die Kritik geraten und schließlich abgesetzt worden?

Jetzt fragt man sich natürlich, was an grüner Wiese, hoppelnden Häschen und Ball spielenden Plüschfiguren so schlimm sein soll. Vor allem die sehr kindliche Sprache wurde zum Hauptkritikpunkt an der Serie. Ärzte, Kinderpsychologen und Medienwissenschaftler fürchteten, dass Kinder vor dem Fernsehgerät „verdummen“. Was jedoch kaum jemand weiß: Andy Davenport, einer der Erfinder der Teletubbies, ist Sprachwissenschaftler. Anne Wood, die andere Erfinderin, ist Lehrerin.

Eine Sendung zu schaffen, die genau dem Sprachgebrauch von Kleinkindern entspricht, und die Reime, Sprachspiele und Nonsenswörter enthält, geben sie als ausdrückliches Ziel an. Gezeigt werden soll das, was Dreijährige sehen wollen, nicht das, was Erwachsene dafür halten. Eine Studie der Wake Forest University North Carolina gab jedoch der Kritik an den Teletubbies Rückenwind. Die Forscher fanden heraus, dass Kleinkinder durch das Ansehen der Teletubbies kaum neue Wörter erlernen.

Maya Götz, Leiterin des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen, relativiert dieses Ergebnis jedoch. Sie sieht die Teletubbies als Sendung mit Wohlfühlfaktor, bei der Lernen nicht im Vordergrund stehe. Kinder würden sehr wohl wissen, dass im Alltag niemand „Ah-oh“ sagt, sondern „Hallo“. Die Wiederholungen würden Kleinkindern sogar dabei helfen, gegebene Informationen besser zu verarbeiten. So wurde die Kritik an den Teletubbies mit der Zeit immer mehr als Folge dessen gesehen, dass das Format neu und für Erwachsene ungewohnt ist.

Fernseher TV Teletubbies Kika
BrAt82/shutterstock.com

Ein weiterer Grund, warum die Serie jedoch in die Kritik gekommen ist, geht in eine ganz andere Richtung. 1999 wurde den Teletubbies in Amerika unterstellt, auf subtile Art und Weise homosexuelle Propaganda zu betreiben. So sei die Figur „Tinky-Winky“ homosexuell. Die violette Farbe und die Handtasche seien eindeutige Hinweise dafür. Dazu komme die Form seiner Antenne, die an den „rosa Winkel“ erinnern würde. Ein Symbol, das während der Zeit des Nationalsozialismus dazu diente, homosexuelle Häftlinge in Konzentrationslagern zu kennzeichnen.

Für Kinder sei es moralisch bedenklich, ein homosexuelles Rollenvorbild vorgelebt zu bekommen. Auch im katholischen Polen wurde 2007 diskutiert, die Sendung auf Grund dieser Überlegungen aus dem Programm zu nehmen. Weiterhin kursierten immer wieder Gerüchte, ein Kind hätte sich den Bauch aufgeschlitzt, um nachzusehen, ob sich wirklich ein Bildschirm darin befindet. Dazu existieren jedoch keine seriösen Quellen.

Trotz Verbot und Absetzen der Teletubbies verzeichneten sie enormen Erfolg

Aller Kritik zum Trotz: die Zuschauerzahlen waren hervorragend. Im Jahr 2000 kannten 90 Prozent aller deutschen Kinder zwischen zwei und fünf Jahren die Serie. Die Titelmusik kletterte in den britischen Charts auf Platz 1. Und es wurden vier Millionen Bücher sowie drei Millionen Videos verkauft. 2001 wurden die Teletubbies abgesetzt. Der Grund dafür ist unspektakulär. Die Produzenten waren der Ansicht, 365 Folgen, also eine Geschichte für jeden Tag im Jahr, sei genug. Zudem wollte KiKa auf dem Programmplatz ein neues Format testen. Das Gerücht, die Serie sei verboten worden, entspricht nicht der Wahrheit. Im Gegenteil: Im April 2017 gab es ein Revival der Teletubbies. Eine kanadische Produktionsfirma sicherte sich die Rechte. So wurden über 60 neue, etwas modernisierte Folgen produziert und auf KiKa ausgestrahlt