Dass schwangere Frauen oft seltsame Gelüste entwickeln, ist bekannt. Viele Frauen „jachtern“ nach Heringssalat, Erdbeeren oder sauren Gurken. Im Prinzip spricht nichts dagegen, solchen Gelüsten zu frönen. Doch beim Heringssalat teilen sich die Meinungen. Prinzipiell spricht nichts gegen den Verzehr von Rollmops oder Heringssalat während der Schwangerschaft. Es spricht aber einiges gegen einen Salat-Kauf an der Frischetheke.
Der Grund: Der verarbeitete Fisch ist roh. Er könnte Listerien enthalten. Diese könnten dem Ungeborenen gefährlich werden. In saurer Lake eingelegter Hering ist zwar haltbarer geworden. Doch die in ihm befindlichen Listerien oder Bakterien wurden dadurch nicht abgetötet. Zusätzlich besteht die Gefahr, dass sich Salmonellen in der Mayonnaise breitgemacht haben. Ungefährlicher sind Fischkonserven, da diese bei mehr als 100 Grad Celsius erhitzt wurden. Das tötet alle Listerien und anderen Parasiten sicher ab. Bestehen die Gelüste aber weiterhin auf einem Heringssalat, sollte man diesen selbst herstellen. Verwendet werden dann Sahne oder pasteurisierte Mayonnaise-Produkte.
Heringssalat während der Schwangerschaft schlemmen? Das Vermeiden von Krankheitserregern
Achtung: Auch selbst gemachter Heringssalat sollte nicht länger im Kühlschrank aufbewahrt werden. Er sollte nach der Herstellung zügig aufgegessen werden. Damit ist eine schwangere Frau auf der sicheren Seite, was eventuelle Keimbelastungen betrifft. Bei vakuumverpackten Heringen besteht die Gefahr, dass Listerien überlebt haben. Sie benötigen nämlich kaum Sauerstoff zum Überleben. Ein weiteres Risiko ist, dass Fisch mit Nematoden-Larven belastet sein kann. Dem Ungeborenen schaden diese Parasiten kaum – dafür aber potenziell der werdenden Mutter.
Nach Betrachtung aller genannten Risiken ergibt sich, dass abgepackter Heringssalat aus dem Supermarkt oder dem Fischgeschäft nicht gegessen werden sollte. Selbst gemachter Heringssalat ist deutlich risikoärmer. Im Übrigen passen auch qualitativ hochwertige Fischkonserven wunderbar zu Pellkartoffeln. Auch solche Konserveninhalte kann jede Hausfrau leicht mit frischen Äpfeln oder anderen Zutaten verfeinern.
Große Fische, kleine Fische?
Fisch ist zwar sehr gesund. Aber während der Schwangerschaft sind die heutigen Schadstoffbelastungen der See- und Zuchtfische zu beachten. Kleine Fische, die nicht so eine lange Lebensdauer haben, sind generell vorzuziehen. Heringe sind daher eine gute Wahl. Als Brathering aus der Pfanne oder sauer eingelegter Brathering stellen sie kein Problem dar. Beide Herings-Gerichte wurden ausreichend lange und hoch erhitzt. Alle Gerichte, die mit rohem und eingelegtem Hering hergestellt werden, sollten von schwangeren Frauen nicht fertig gekauft werden. Selbst zubereitet und unter Verzicht auf lange Aufbewahrung ist Fisch aber auch für das Ungeborene gesund.
Fisch enthält neben Proteinen auch Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente wie Jod und essentielle Fettsäuren wie die Omega-3-Fettsäure. Wer Gelüste auf Fischgerichte verspürt, tut also auch dem werdenden Nachwuchs etwas Gutes. Insbesondere eine ausreichende Jodzufuhr kann mit Heringssalat und anderen Fischgerichten sichergestellt werden. Generell bestehen bei den meisten Menschen Jod-Defizite. Das Ungeborene benötigt aber viele Nährstoffe, um seine Entwicklung zum gesunden Kind sicherzustellen.
Lust auf Heringssalat in der Schwangerschaft: Sonderbare Gelüste oder angemeldete Nährstoff-Defizite?
Womöglich sind die Gelüste einer Schwangeren gar nicht so seltsam, wie sie anmuten. Der Organismus signalisiert damit den Bedarf nach bestimmten Vitalstoffen. Mit den essenziellen Fettsäuren können beispielsweise die Ausbildung des Gehirns und der Nerven gewährleistet werden. Omega-3-Fettsäuren in Heringssalat verbessern die Konzentrationsfähigkeit, die Feinmotorik oder die Sehschärfe des Ungeborenen. Außerdem schläft das Baby nach der Geburt besser. Ohne Selen würden die Schilddrüsenhormone, die Enzymaktivität oder das Zellwachstum Mängel aufweisen.
Auch Zink wird in der Schwangerschaft vermehrt benötigt. Gleiches gilt für die Stillphase. Der Appetit auf Heringssalat ist bei schwangeren Frauen also keineswegs zufällig erhöht. Fisch enthält alle genannten Nährstoffe. Viele Spurenelemente müssen mit der Nahrung zugeführt werden. Sie können vom Organismus nicht selbst hergestellt werden. Da nun zwei Organismen zu versorgen sind, müssen die Signale des Organismus entsprechend deutlich ausfallen. Der Körper ist ein genialer Organismus. Er hat insbesondere während einer Schwangerschaft seinen Selbsterhalt und seine Funktionsfähigkeit im Auge.
Er benötigt zusätzliches Eisen. Dieses kann allerdings die Zinkaufnahme hemmen. Der Knochenaufbau des Ungeborenen wird durch Vitamin D unterstützt. Ohne Vitamin D3 kann kein Kalzium in die Knochen eingebaut werden. Bei Schwangerschaften in wenig sonnenreichen Jahreszeiten sind Heringssalat und Fischkonserven also ein Muss. Hering ist außerdem ein guter Lieferant von B-Vitaminen. Er enthält neben Folsäure auch Pantothensäure (B5), Biotin (B7) und Vitamin B12. Hering sorgt dafür, dass das Ungeborene alle benötigten Nährstoffe erhält. Daher sollte auch nach der Geburt öfter Fisch auf den Tisch kommen. Ab dem fünften Lebensmonat darf ein Kleinkind etwas gekochten Fisch in seinen Baby-Brei bekommen. Rohe oder mit Schwermetallen belastete Fischgerichte sind jedoch nicht geeignet.
Eine interessante Studie
Wer als werdende Mutter der Lust auf selbstgemachtem Heringssalat mit Apfelstückchen nachgibt, tut sich und dem Ungeborenen etwas Gutes. Eine Studie wies nach, dass dieses Gericht dem späteren Auftreten von Hautausschlag oder Asthma beim Kind entgegenwirkt. Der Artikel zur Studie von Saskia Willers et alii von der schottischen Universität Aberdeen erschien bereits 2007 im Fachmagazin „Thorax“. Willers begleitete mit ihrem Team über 1.200 Mütter und deren Kinder. Sie untersuchte beide während der Schwangerschaft, und begleitete die Kinder bis zum fünften Lebensjahr. Es fiel auf, dass schwangere Frauen mit einem unstillbaren Appetit auf Äpfel seltener Asthmatiker-Kinder hatten. Bei geringerem Apfelkonsum stieg hingegen die Wahrscheinlichkeit, dass die Kleinkinder in den ersten Lebensjahren an pfeifendem Atem oder Asthma litten.
Waren die Mütter in der Schwangerschaft öfter Fisch-Esserinnen gewesen, litten ihre Kinder seltener unter Ekzemen. Bei Kindern von Fisch-Verächterinnen sah das anders aus. Die Vermutung lag nahe, dass Frucht-Flavonoide und Omega-3-Fettsäuren aus Heringen den Unterschied ausgemacht hatten. Interessant war auch die Erkenntnis, dass weder Gemüse, noch Vollkorn- oder Milchprodukte, die von Schwangeren während der Schwangerschaft verzehrt wurden, die Lungengesundheit ihrer Kinder verbessert hatte.
Heringssalat in der Schwangerschaft: Unser Fazit
Unbelastete Fischgerichte sind in der Schwangerschaft und Stillzeit unverzichtbar. Die im Fisch enthaltenen Nährstoffe sind wichtig für eine gesunde Entwicklung des Kindes. Solange beachtet wird, dass niemals roher Fisch oder fertige Heringssalate aus Frischetheken oder Marktständen gegessen werden, ist alles erlaubt. Fische aus Zuchtanlagen oder hoch belastete Seefische sollten von schwangeren Frauen gemieden werden.