Branntweinessig in der Schwangerschaft: Ist das gefährlich?

Branntweinessig Schwangerschaft
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Branntweinessig steckt in vielen Salatsaucen, Dressings oder auch den heiß begehrten sauren Gurten. Er wird aus reinem Branntwein oder Agraralkohol gewonnen – und genau das lässt so manch eine Schwangere hellhörig werden. Doch wie viel Alkohol steckt tatsächlich noch im Essig und ist er für das Baby gefährlich?

Branntweinessig in der Schwangerschaft: Grundlegende Informationen

Branntweinessig oder Weingeistessig wird aus Branntwein oder Agraralkohol, gewonnen. Branntwein ist das Destillat des Weines. Bei Agraralkohol handelt es sich meistens um ein Produkt aus dem Weinbau. Minderwertige Weine oder Übermengen werden zu Essig verarbeitet. In Deutschland ist Branntweinessig die am meisten produzierte Essigart. Zur Essigherstellung wird der meistens sehr hochprozentige Ausgangsalkohol auf bis zu etwa 13 bis 14 % verdünnt. Anschließend reichert man die Substanz mit bestimmten Mikroorganismen (Essigsäurebakterien „Acetobacteraceae“) an. Dadurch setzt ein Vorgang ein, den man auch als Fermentation kennt. Der fertige Branntweinessig ist geschmacksneutraler und saurer als zum Beispiel der mildere Weinessig oder auch der italienische Balsamico.

In welchen Lebensmitteln steckt Branntweinessig?

Aufgrund seiner Herstellung in großen Mengen und der günstigen Verfügbarkeit wird Branntweinessig vor allem in der Lebensmittelindustrie verarbeitet. Essig wird bei der Herstellung von kalt gerührten Saucen, Marinaden, Mayonnaise, Senf und Ketchup verwendet. Besonders häufig dient er auch als Würz- und natürliches Konservierungsmittel in Spezialitäten wie sauren Gurken, Mixed Pickles, Silberzwiebeln, eingelegten Maiskölbchen usw. Branntweinessig muss als Zutat bei der Inhaltsangabe aufgeführt werden.

Wie ist es nun mit der Säure und dem Alkohol?

Der Säureanteil liegt bei 5 bis 14 %. Der Restalkoholgehalt kann noch ca. 0,5 % vol betragen. Das entspricht 0,5 Millilitern Alkohol pro 100 Milliliter Branntweinessig. Branntweinessig wird auch aufgrund seiner Intensität nur vergleichsweise in kleinen Mengen verarbeitet. Wer trinkt schon ein Glas Branntweinessig? Die tatsächlich aufgenommenen Mengen sind also gering und der Alkoholanteil dieser Mengen ist noch geringer. Gelegentlich liest man davon, dass Alkoholiker in keinem Fall Branntweinessig, oder Produkte mit Bandweinessig konsumieren sollte. Da kommt man als Schwangere natürlich leicht zu dem Schluss, dass der Alkoholgehalt in Branntweinessig gefährlich sein kann.

Salat Essig Schwangere
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Allerdings sind die Mechanismen, die zu einem Rückfall in die Alkoholabhängigkeit führen können und zu befürchtende Schäden durch Alkohol in der Schwangerschaft völlig unterschiedlich. Beim Alkoholiker handelt es sich um einen starken psychologischen Effekt, der schon von Geruch von Alkohol ausgehen kann. Bei Schwangeren stehen organische Reaktionen und Effekte im Vordergrund. Für Schwangere gilt: Der Restalkoholgehalt von 0,5 % vol. im Branntweinessig ist für das ungeborene Kind nicht schädlich und löst auch keinen noch so kleinen Rausch aus!


Zum Vergleich: Ein Alkoholgehalt von 0,5 % vol. ist sogar in vielen Fruchtsäften zu finden. Wenn Fruchtsaftflaschen schon ein zwei Tage geöffnet sind, kann der Alkoholgehalt sogar noch etwas darüber liegen. Ein offiziell als „alkoholfrei“ deklariertes Bier hat einen Alkoholgehalt von 0,02 bis 0,5 % vol.


Ist die Säure vom Branntweinessig schädlich in der Schwangerschaft?

Seit einigen Jahren ist der Säure-Basen-Haushalt ein großes Thema rund um die Gesundheit aller Menschen und natürlich auch der von schwangeren Frauen. Als besonderes Schreckgespenst zählt die Übersäuerung, die schließlich zu Immunschwächen und anderen Leiden beitragen soll.

Dann kann Säure ja auch nicht gut fürs Baby sein, oder?

Auch hier muss man wieder genauer hinschauen und differenziert betrachten:

  • Zum einen ist der Säure-Basen-Haushalt bisher wissenschaftlich nicht nachgewiesen. Es handelt sich um einen Begriff, der aus der alternativen Heilkunde entlehnt wurde
  • Die Säuren, von denen in diesen Theorien die Rede ist, stammen nicht unbedingt aus sauren Lebensmitteln, sondern sind Abbauprodukte des Stoffwechsels
  • Als „säurebildende Lebensmittel“ gelten vor allem Fleisch, Käse und Eiweiß

Von Essig und sauren Gurken also keine Spur!

Zur „Übersäuerung“ kommt es in der Regel durch Ungleichgewichte im Stoffwechsel. Der betroffene Mensch nimmt zu viel säurebildende Lebensmittel oder auch Zucker und andere Nährmittel (Kohlenhydrate) zu sich. Auf der anderen Seite fehlen gewisse Vitalstoffe, Mineralien, Vitamine oder auch Ballaststoffe. Die braucht der Körper um Abbauprodukte des Stoffwechsels und der Verdauung auszuscheiden. Sind die nicht da, kommt es zur Anreicherung von Abbauprodukten, die sich im Körper in Gifte wandeln können.

Wieso Essig sogar entschlackend und reinigend wirkt

Schwangerschaft Essig
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Essig zählt zu den sogenannten alkalischen Nahrungsmitteln. Er kann Säuren neutralisieren und fördert damit den Ausgleich des Säure-Basen-Haushaltes. Zu diesem Zweck wenden gesundheitsbewusste Menschen allerdings keinen Branntweinessig an, sondern milden Apfelessig oder Reisessig. Zweimal täglich ein Glas Wasser mit 1 EL mildem Essig trinken, reinigt das Blut, entschlackt senkt den Blutzuckerspiegel und wirkt sich zudem positiv auf das Mikrobiom im Darm aus.

Warum haben Schwangere sogar Lust auf Saures, Essig oder saure Gurken?

Dazu gibt e viele Theorien. Man weiß aber bis heute nicht genau, warum Schwangere Heißhungerattacken und manchmal sogar kuriose Gelüste haben. Klar ist, dass der Körper schon wissen wird, warum er nach der ein oder anderen Speise fragt. Hier dürfen Frauen in froher Erwartung also Vertrauen in sich selbst walten lassen! Saure Lebensmittel wie eingelegte Gurken können die Magensäure bei ihrer Verdauungstätigkeit unterstützen. Ein anderer möglicher Grund sind im Essig enthaltene Mineralien und Aminosäuren. Außerdem kitzelt saures die Geschmacksknospen der Zunge in besonderer Weise und sorgt auch für eine Veränderung der Zusammensetzung des Speichels im Mund.

Branntweinessig in der Schwangerschaft: Das Fazit

Bei Branntweinessig handelt es sich um einen sehr sauren und intensiven Essig, der hauptsächlich in der Lebensmittelindustrie verwendet wird. Da Essig aus Alkohol gewonnen wird, kann der Restalkoholgehalt noch bei 0,5 % vol. liegen. Man verarbeitet ihn in diversen Dressings, Salatsaucen, Mayonnaise, sauren Gurken Mixes Pickles, Senf und Ketchup. Im Produkt selbst stecken allerdings nur kleine Mengen Branntweinessig und somit noch kleinere Mengen Alkohol. Branntweinessig und branntweinessighaltige Produkte dürfen von Schwangeren daher jederzeit und unbegrenzt verzehrt werden.