Leinsamen in der Schwangerschaft: Auf die Menge kommt es an!

Leinsamen
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Leinsamen gelte eigentlich als gesunde Nahrungsergänzung. Durch Mineralien, Ballaststoffe und Schleimstoffe gelten die kleinen Kerne als wohltuend für Magen und Darm. Allerdings haben bestimmte Sorten von Leinsamen auch einen entscheidenden Nachteil: Sie bilden im Körper die giftige Blausäure. Schwangere müssen also ein paar Dinge beim Verzehr beachten.

Leinsamen in der Schwangerschaft: Grundlegende Informationen

Leinsamen sind die Saat der Flachs-Pflanze. Die baut man in Europa seit Jahrtausenden an, um Fasern für Kleidung (Leinen) und Öl zu gewinnen. Flachs ist eine hübsch aber eher bescheiden hellblau blühende Pflanze. In Europa sind die Top-Anbauländer Frankreich, Belgien und die Niederlande. Aus Leinsamen kann das sehr hochwertige, nahrhafte und teure Leinöl gepresst werden. Oder aber man verzehrt die kleinen Kernchen einfach so als Beigabe zu Salaten, in Mehrkorn-Broten oder im Müsli.

Welche Inhaltsstoffe stecken in Leinsamen?

Leinsamen gelten als hochwertige pflanzliche Eiweiß- und Fettquelle (Omega-3-Fettsäuren). Sie sind reich an Nährstoffen wie Mangan, Vitamin B1 und Magnesium. Das Einzigartige an den Samen sind die vielen Schleimstoffe. Die können sich in wohltuender Weise auf die Magen-Darm-Schleimhaut auswirken. Gleichzeitig wirken die festen Schalen der Samen als Ballaststoffe, die Magen und Darm sanft massieren und reinigen.

Was sind die Nachteile?

Leinsamen geraten immer wieder in die Kritik, weil sie Substanzen enthalten, die Vorstufen zur giftigen Blausäure darstellen. Im Körper selbst entsteht dann während der Verdauungsvorgänge richtige Blausäure in kleinen Mengen. Daher ist der Verzehr von großen Mengen an Leinsamen für alle Menschen nicht empfehlenswert. Wie bei vielen anderen Nahrungsmitteln, Medikamenten und pflanzlichen Substanzen macht die Menge das Gift. Gemäß den Empfehlungen des Bundesinstitutes für Risikobewertung ist der Verzehr von etwa 15 Gramm Leinsamen pro Mahlzeit gesundheitlich unbedenklich. Das entspricht in etwa 1–2 Esslöffeln. Mehr nehmen Menschen normalerweise auch nicht zu sich.

Leinsamen in der Schwangerschaft
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Leinsamen in der Schwangerschaft: Das muss beachtet werden

Immer wieder liest man von einer generellen Verteufelung der Leinsaat oder Zeitungen machen neue Studienergebnisse in reißerischer Weise auf: „Schweden: Behörde warnt vor Verzehr gebrochener Leinsaat!“, titelte ein großes Nachrichtenportal. Doch liest man dann genau, kommt man einmal mehr zu dem Schluss, dass es sich um aufgebauschte Realitäten herrscht. Tatsächlich fanden Forscher heraus, dass gebrochene beziehungsweise geschrotete Leinsaat etwas mehr Blausäure freisetzen kann, als die ganzen Kerne.

Schwangere sollten sich von reißerischen Aufmachungen, Hetze und Angstmacherei nicht beeinflussen lassen. Im Zweifelsfall gilt: Immer mehrere Quellen studieren und wirklich genau lesen, welche Informationen sicher kommuniziert werden können. Es gilt also weiter, dass 1–2 Esslöffel Leinsaat auch in der Schwangerschaft unbedenklich sind. Zusätzlich gibt es aber noch einen ganz einfachen Weg die Blausäure-Thematik in der Schwangerschaft oder generell zu umgehen.

Goldleinsamen, die bekömmliche Alternative

Neben der gemeinen dunklen Leinsaat gibt es etwas hellere Kernchen, die man als goldene Leinsamen bezeichnet. Diese Sorte bildet insgesamt weniger Blausäure, bleibt im Nährwert allerdings auch etwas hinter den dunklen Samen zurück. Der Vorteil der Goldsaat liegt vor allem in einer hervorragenden Quellfähigkeit, die sich in einer Stimulierung der Darmperistaltik und Regulierung von Verdauungsstörungen bemerkbar macht. Allerdings sollten Schwangere auch vom goldenen Leinsamen nicht mehr als die empfohlenen Höchstmengen zu sich nehmen. Durch Kochen verschwinden die bedenklichen Substanzen in beiden Arten von Leinsamen. Wer sich unsicher ist, kann also auch zu diesem einfachen Mittel greifen.

Warum Hebammen und Frauenärzte Leinsamen während der Schwangerschaft sogar empfehlen

Hebammen und Ärzte empfehlen den Verzehr von Leinsamen in der Phase kurz vor der Geburt. Ab der 35. Schwangerschaftswoche kann sich Leinsamen mit reichlich Wasser eingenommen vorbereitend und entspannend auf die bevorstehende Geburt auswirken.

  • Linderung von Verdauungsproblemen: Viele Schwangere kennen Verdauungsprobleme und Blähungen. Sind Darm und Magen verspannt wirkt sich das Negativ auf den ganzen Körper aus. Leinsamen können hier die willkommene und einfache Abhilfe sein. Sie wirken verdauungsfördernd, entkrampfend und lösend.
  • Schleimproduktion wird unterstützt: Leinsamen regen die Schleimproduktion im ganzen Körper an. Auch die Scheide kann so optimal befeuchtet werden, was die finale Geburtsphase für Kind und Mutter angenehmer gestaltet.
  • Stimulation der Gebärmutter: Über die Darmwand erreichen gequollenen Leinsamen sogar die Gebärmutter. Durch die sanfte Massage kommt es zur Entspannung und Anregung gleichzeitig. Auf diese Weise „gekitzelt“ ist dieses wichtig Organ optimal durchblutet und die Massage kann sogar das Einsetzen der Wehen zum richtigen Zeitpunkt unterstützen.
leinsamen auf löffel
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Wie nimmt man Leinsamen ein?

Entweder werden die Leinsamen als ganz Körnchen dem Essen zugegeben oder in Wasser gequollen. Wer schon mal einen Löffel Leinsamen einfach so in den Mund genommen hat und schlucken wollte, hat diese Erfahrung gemacht: Die Samen kleben im Mund fest und es braucht jede Menge Wasser, um sie hinunterzuspülen! Von dieser Art der Einnahme sei also dringend abgeraten. In kleinen Mengen roh über eine Suppe, in den Salat, den Joghurt oder das Müsli gegeben, lassen sich die Kernchen wunderbar verzehren. Sie sind knackig und schmackhaft.

In einem Glas Wasser quellen Leinsamen mit der Zeit immens auf. Es kann interessant sein, die Funktionsweise und den Schleim zu sehen, den die Kerne produzieren. Allerdings sind stark gequollene und schleimig zähe Samen auch nicht mehr besonders appetitlich. Deswegen Leinsamen besser nur kurz und in einer ausreichend großen Menge Wasser quellen lassen.

Leinsamen in der Schwangerschaft gut oder nicht: Das Fazit

Leinsamen sind eine gesunde und wohltuende Nahrungsergänzung, von der schwangere Frauen in besonderer Weise profitieren. Die Nachteile von Leinsamen liegen in einer Neigung zur Blausäure-Bildung im Körper. Bedenkliche Mengen an Blausäure entstehen aber nur beim Konsum großer Mengen. 1-2 Esslöffel pro Mahlzeit (15 Gramm dreimal täglich entspricht 45 Gramm gesamt) sind in unbedenklich. Wer zu goldener Leinsaat greift oder die Samen aufkocht reduziert die bedenklichen Substanzen.