Mediziner sprechen bei einer im Volksmund als natürliche Geburt bezeichneten Entbindung häufig von Spontanpartus. Es handelt sich also um diegeläufige Form der Spontanentbindung, die nicht durch einen Kaiserschnitt zustande kommt. Wir erklären, wie der Begriff sich zusammensetzt, wie eine Geburt abläuft und welche Folgen es für Mutter und Kind gibt. Außerdem erfahren Sie, ob es Möglichkeiten der Geburtserleichterung gibt.
Was bedeutet Spontanpartus?
Partus stammt aus dem Lateinischen und bedeutet: das Gebären, die Niederkunft, die Geburt. Unter einer Spontanpartus wird also eine natürliche Entbindung ohne medizinisch notwendigen Eingriff verstanden. Die Geburt erfolgt über den Geburtskanal und findet in vier Phasen statt. Eingeleitet wird diese über die sogenannten Wehen. In der Regel starten diese automatisch, in manchen Fällen muss die Frau durch wehenfördernde Medikation unterstützt werden, man spricht dann von einer Einleitung der Wehen. In den meisten Fällen verläuft eine solche Geburt ohne Komplikation. Viele Frauen möchten dabei im Krankenhaus sein und werden von einer Hebamme und medizinischem Personal betreut.
Wie läuft eine Spontangeburt ab?
Eine Geburt läuft in vier Phasen ab, die sich alle durch ihre unterschiedlichen Funktionen voneinander unterscheiden. Wir erklären Ihnen, was in welcher Phase passiert und warum diese wichtig für den Geburtsprozess ist:
Phase 1: Eröffnungsphase
Die Eröffnungsphase beginnt mit den sogenanten Wehen. Zunächst sind diese unregelmäßig und in größeren Abständen zu verzeichnen. Im Laufe dieser Phase kommt es dann zu zwei bis drei Wehen innerhalb von 10 Minuten. Während einer Wehe zieht sich die Gebärmutterwand über den Kopf des Kinds. Gleichzeitig öffnet sich der Muttermund. Diese Vorgänge können durch gezielte Atmung und Entspannungsübungen durch die Schwangere unterstützt werden.
Phase 2: Übergangsphase
In der Übergangsphase tritt der Kopf des Kindes durch das Becken der Mutter. Es dreht sich infolge dessen um 90 Grad. Die Wehenfrequenz ist nun sehr hoch.
Phase 3: Austreibungsphase
Wie der Name schon verrät, wird das Kind in dieser Phase aus dem Körper gepresst. Die Mutter unterstützt die Geburt durch aktives Pressen. Zunächst dringt der kindliche Kopf aus dem Beckenboden, anschließend nach einer Wehenpause die Schultern und mit ihnen der restliche Körper.
Phase 4: Nachgeburtsphase
Mit der Austreibungsphase ist die Geburt noch nicht vollständig beendet. Es folgt die sogenannte Nachgeburt. Die Mutterkuchen und Fruchtblase werden von der Mutter innerhalb der nächsten Stunde geboren. Sie werden von der medizinischen Begleitung überprüft, weil bei eventuellem Verbleiben von Resten im Mutterleib Infektionen die Folge sein können. Nach Geburt wird das Kind zum Aufbau einer Bindung in der Regel direkt der Mutter oder dem Vater gegeben und es können eventuell erste Stillversuche gewagt werden. Darüberhinaus muss die Nabelschnur durchschnitten werden. Die Neugeborenen werden nach der Geburt direkt untersucht und alle wichtigen und notwendigen Tests werden durchgeführt, um spätere Komplikationen zu vermeiden.
Welche Folgen hat ein Spontanpartus für Mutter und Kind?
Eine Spontantpartus kann positive und negative Konsequenzen sowohl für die Mutter als auch das Kind haben. Der entscheidende Vorteil gegenüber einem Kaiserschnitt ist die Natürlichkeit des Geburtsvorgangs. Das Kind wird nicht ruckartig aus dem Bauch der Mutter entrissen, sondern durchläuft in einem anstrengenden Prozess den Geburtsvorgang und wird so auf das Leben außerhalb des Mutterleibs vorbereitet. Im Geburtskanal befinden sich darüber hinaus wichtige Bakterien, mit denen das Kind sofort mit einem natürlichen Schutzschild vor Krankheiten geschützt wird und einen Vorsprung für das Immunsystem erhält. Auch für die Mutter ist die Geburt eine wichtige Erfahrung.
Abgesehen von den Schmerzen endet so die Schwangerschaft für sie nicht plötzlich. Sie bereitet sich quasi auf die Ankunft des Kindes vor. Der Körper der Frau ist bestens für die natürliche Geburt vorbereitet. Verletzungen, die im Rahmen der Spontantpartus entstehen können, verheilen in der Regel leichter als diejenigen bei operativen Eingriffen. Für die Bindung von Mutter und Kind ist die natürliche Geburt ein wichtiger Aspekt. Interessant und wichtig zu wissen ist auch, dass bei der natürlichen Geburt die Sterbewahrscheinlichkeit von Mutter und Kind geringer ist und auch die Infektionsgefahr gesenkt ist.
Doch eine Spontanpartus kann auch zu Komplikationen führen. Das Kind kann in der falschen Lage zur Welt kommen, eine Unterversorgung mit Sauerstoff erfahren, der Geburtskanal kann zu eng sein und die Geburt dadurch gegebenenfalls zu lange dauern. Die Mutter kann schwere Verletzungen erleiden, etwa bei einem Dammriss. Darüber hinaus können Reste des Mutterkuchens in der Gebärmutter zurückbleiben, die zu Infektionen führen könnten. Starke Blutungen sind ebenfalls möglich. All dies sind jedoch auch Komplikationen, die bei einem Kaiserschnitt nicht ausgeschlossen werden können.
Die zahlreichen Vorteile einer natürlichen Geburt sprechen daher unbedingt für diese, sollte sich keine medizinische Indikation für eine andere Geburtsform ergeben. Eine engmaschige Betreuung durch eine Hebamme oder einen Arzt ist in allen Fällen ratsam, um mit Komplikationen schnell umgehen zu können und Gefahren eventuell bereits im Voraus abzuwenden.
Gibt es Alternativen?
Viele Frauen fragen sich vor der Geburt, ob es eine gute Alternative zu diesem schmerzhaften Prozedere gibt. Aus diesem Grund wird der sogenannte Kaiserschnitt immer beliebter. Der medizinische Fachausdruck dafür lautet: Sectio caesaria oder auch nur Sectio. Viele Frauen stellen sich vor, dass sie die Geburt ihres Kindes dann besser terminieren können und den Schmerzen der Geburt entgehen. Dabei vergessen sie jedoch häufig, dass ein Kaiserschnitt ebenfalls Komplikationen mit sich bringen kann und eigentlich ursprünglich als Notlösung angedacht war, wenn die natürliche Geburt aus verschiedenen Gründen nicht möglich ist.
Bei einem Kaiserschnitt entsteht eine Narbe am unteren Bereich des Bauchs. Diese verheilt zum Teil schleppend oder könnte sich entzünden. In manchen Fälle ist die Narbe auch so instabil, dass eine weitere Geburt zu riskant wäre und der Frau von weiteren Kindern abgeraten wird. Eine Narkose, die beim Kaiserschnitt notwendig ist, bringt darüberhinaus die bekannten Risiken mit sich und wird nicht von jeder Patientin gleich gut vertragen. Das Kind kommt zudem nicht in Kontakt mit den wichtigen schützenden Bakterien im Geburtskanal. Es wird prompt seinem Umfeld entrissen und kann sich oft gar nicht auf die Geburt einstellen. Vielen Kaiserschnitt-Kindern merkt man das in den ersten Lebenstagen noch an.
Wann immer es also nicht unbedingt notwendig ist, sollte auf eine Sectio caesaria verzichtet werden. In manchen Fällen kann es aber medizinisch notwendig sein, einen Kaiserschnitt durchzuführen. Das ist etwa der Fall, wenn es sich um eine Mehrlingsgeburt handelt, das Kind falsch liegt oder die Geburt ein zu hohes Risiko für Mutter und Kind darstellen würde. Aus diesen Gründen wurde diese Form der Entbindung auch entwickelt.
Wo findet der Spontanpartus statt?
Eine natürliche Geburt kann an vielen Orten stattfinden. Am häufigsten wählen werdende Eltern das Krankenhaus mit der Geburtsstation und dem Kreißsaal als Ort für die Geburt. Vorherige Führungen und die verschiedenen Möglichkeiten der Entbindung, etwa im Wasser, im Sitzen, im Liegen usw. sollen die Eltern auf die bevorstehende Geburt vorbereiten und Fragen klären sowie Ängste nehmen. Manche Mütter entscheiden sich aber auch bewusst für eine Hausgeburt, weil sie das medizinische Umfeld eines Krankenhauses abschreckt. Dafür gibt es Hebammen, die die Entbindung im häuslichen Umfeld begleiten.
Es spricht in der Regeln nichts dagegen, wenn von keiner akuten Gefahr für Mutter und Kind auszugehen ist und im Notfall ein Krankenhaus erreichbar wäre. In seltenen Fällen kommt es bei Müttern zu sogenannten Sturzgeburten. Besonders, wenn es sich nicht um das erste Kind handelt, kann es passieren, dass die Geburt sehr schnell und spontan geschieht und der Ort dieser nicht wirklich entschieden werden kann. Dies kommt jedoch nicht sehr häufig vor.
Kann eine Geburt erleichtert werden?
Die Schmerzen bei einer natürlichen Geburt sind auf keinen Fall zu unterschätzen. Hebammen empfehlen in der Zeit vor der Entbindung oft natürliche Heilmittel, die die Muskeln entspannen sollen und krampflösend wirken. Spezielle Atem- und Entspannungstechniken lindern ebenfalls Schmerzen. Die sogenannte PDA (Periduralanästhesie) ist eine örtliche Betäubung, die Geburtsschmerzen lindern soll. Sie ist nicht ganz ohne Risiko, erleichtert jedoch vielen Frauen die Entbindung und ist daher oft Mittel der Wahl. Es gibt also einige Methoden, um die Schmerzen zumindest in Teilen zu lindern, in den wenigsten Fällen läuft eine Geburt jedoch völlig schmerzfrei ab – besonders nicht beim ersten Kind.
Spontanpartus: Eine kurze Zusammenfassung
Unter der Spontanpartus versteht man in der medizinischen Fachsprache die natürliche Geburt. Diese stellt die häufigste Form der Geburt dar und bietet viele Vorteile für Mutter und Kind. Unter anderem wird das Kind schonend auf das Leben außerhalb des Mutterleibs vorbereitet und mit wichtigen Bakterien versorgt. Die Geburt verläuft in vier Phasen, die sich von Mutter zu Mutter unterscheiden können. Eine umfassende medizinische Versorgung sichert Mutter und Kind und ermöglicht schnelles Handeln bei Komplikationen.